Mittwoch, 3. Oktober 2018

#Horrorctober 2016: "Der Wolfsmensch"

(© Universal)
Wir befinden uns im Jahr 1941: Während der Zweite Weltkrieg die Welt in kollektive Angst versetzt, versucht Universalfilm mit seinen Horror-Produktionen die Menschen auf positive Art das Fürchten zu lehren und von den realen Schrecken abzulenken. Zehn Jahre ist es her, dass sowohl der legendäre "Dracula"-Film mit Bela Lugosi in der Hauptrolle als auch "Frankenstein" mit Boris Karloff über die Leinwände flimmerten. Es ist also an der Zeit, dass eine neue Horror-Ikone ihre Filmkarriere startet: Der Wolfsmensch.


Handlung

Larry Talbot (Lon Chaney Jr.) kehrt auf das walisische Anwesen seines Vaters zurück. Kaum angekommen, lernt er in einem Antiquitätengeschäft die schöne Gwen (Evelyn Ankers) kennen, mit der er sich auch gleich zu einem Abendspaziergang verabredet. Als er sie dann am Abend abholt, begleitet auch Gwens Freundin Jenny (Fay Helm) die beiden. Während ihrer kleinen Wanderung begegnen sie in einem dunklen Wald einer Bande Zigeuner, die dort ihr Lager aufgeschlagen haben. Jenny lässt sich dort von einer alten Zigeunerfrau aus der Hand lesen – welche dort ein Pentagram entdeckt, erschrickt und sie kurzerhand fortschickt. Auf dem Heimweg wird Jenny schließlich von einem Wolf angefallen. Larry geht dazwischen, kann den Angreifer erschlagen, wird jedoch in die Brust gebissen. Am folgenden Morgen sind die Bissspuren auf sonderbare Weise verschwunden und statt eines toten Wolfes wird ein toter Zigeuner (Bela Lugosi) gefunden... womit das Unheil seinen Lauf nimmt.


Meinung

Der Film von Regisseur George Waggner stellt die Geburt des Wolfsmenschen als kultige Horrorfigur dar, die noch in einer Vielzahl von Filmen zu sehen sein sollte – zuletzt im Remake "Wolfman" von 2010 mit Benicio Del Toro in der Hauptrolle. Neben der Figur des Wolfsmenschen feierte mit diesem Film auch Hauptdarsteller Lon Chaney Jr. seinen großen Durchbruch und wurde in den folgenden Jahren, vor allem durch seine Rollen in den Universal-Horrorfilmen, zum Star. Der Film selbst gehört aber nicht zu den Höhepunkten der frühen Gruselfilme, was zu großen Teilen an der nur leidlich spannenden und kaum gruseligen Geschichte liegt, die sich trotz der nur 70-minütigen Laufzeit sehr schleppend entwickelt. Die Figuren des Larry Talbot sowie seines Schwarmes Gwen verfügend darüber hinaus nicht über ausreichend Tiefe oder Kontraste, um wirklich Interesse zu wecken. Chaney füllt seine tragische Rolle zwar gut aus, kann ihr jedoch auch nicht mehr Facetten verleihen, als es die Vorlage hergibt. Einer der Höhepunkte der ersten Hälfte des Films bleibt damit die Rolle des Zigeuners Bela und seine Geschichte: Von "Dracula"-Legende Bela Lugosi verkörpert, strahlt diese Figur eine unheimliche Aura aus.

Immerhin kann die Ausstattung des Films durchgehend überzeugen: Sei es die Maske des Wolfsmenschen oder die gut gewählten Locations (altes Schloss, dunkler Wald und Friedhof), mit deren Hilfe zumindest ansatzweise eine düster-morbide Atmosphäre heraufbeschworen wird. Etwas spannender wird Der Wolfsmensch schließlich im finalen Drittel, nachdem Larry seine Metamorphose zum Werwolf durchgemacht hat – wobei diese selbst sehr schlicht, aber für das Jahr 1941 überraschend überzeugend dargestellt wird. Erst ab diesem Moment wird die ganze Tragik der Figur greifbar, die Lon Chaney Jr. zudem auch überzeugend zu vermitteln weiß. Somit wird das Finale zur größten Stärke des Films.


Fazit

Trotz all seiner Schwächen lohnt sich ein Blick auf "Der Wolfsmensch" – ob nun als reines Zeitdokument, oder aber als tragisches, leider nicht allzu spannendes Drama mit guter Ausstattung und einem überzeugenden Hauptdarsteller. 6 von 10.

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