Handlung
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(© MGM) |
Meinung
Der Grund dafür, dass "Freaks" und seine Thematik so schockierten und der Film selbst heute noch als kontrovers angesehen wird, ist die Besetzung von echten "Missgestalteten" , die Todd Browning auf Rummelplätzen und in Zirkussen rekrutierte. Der Regisseur, der im Jahr 1931 für Universal den populären "Dracula" mit Bela Lugosi in der Titelrolle gedreht hatte, sollte diesen Erfolg für MGM wiederholen und entschied sich für diesen Weg, um so Authentizität zu garantieren. Allerdings stieß dieses Vorgehen in den frühen 1930er Jahren nicht gerade auf Gegenliebe: Schauspieler weigerten sich, zusammen mit den "Freaks" vor einer Kamera zu stehen, es folgten Boykotte und Verbote. Seine mutige Entscheidung und das konsequente Festhalten daran, sorgten mit dafür, dass Todd Browning trotz des großen Erfolgs mit "Dracula" nur noch vier weitere Filme drehen konnte.Erst im Laufe der Zeit konnte "Freaks" viele Menschen erreichen und avancierte schließlich sogar zum Kultfilm. Und das auch vollkommen zu Recht, denn er ist in den meisten Belangen herausragend. Sei es die morbide und verstörende Atmosphäre, die Browning weckt – was zu großen Teilen auch an der Authentizität des Gezeigten liegt –, oder aber das Statement für Menschlichkeit, welches in seiner Entstehungszeit auf energische Gegenwehr stieß. Die Menschen der 1930er Jahre konnten es wohl nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren, dass die Missgestalteten, die von der Gesellschaft in der Regel nicht als Menschen gesehen wurden, als liebenswürdige Charaktere und als die Opfer dargestellt wurden, während die schöne Cleopatra zum eigentlichen Monster der Geschichte wird. "Freaks" ist somit eine wunderbare Metapher dafür, dass wahre Schönheit – genauso wie wahre Hässlichkeit – allein von Innen kommt.
Diese Botschaft verpackt in einen unheimlichen Gruselfilm, der von eine wahrlich beängstigende Stimmung heraufbeschwört und damit ebenso fasziniert wie verstört (auch über 80 Jahre nach dessen Entstehen), sorgt dafür, dass man hier von einem wahren Klassiker, wenn nicht sogar Meisterwerk sprechen muss. Traurig, dass dies viel zu selten erkannt und "Freaks" oft nur plakativ als Skandalfilm präsentiert wurde, der es wagt, Menschen mit echten Behinderungen zu zeigen. Ebenfalls traurig ist, dass wir heutzutage nur rund zwei Drittel der Ursprungsfassung zu sehen bekommen, da der Rest leider nicht mehr vorhanden ist. Doch auch in dieser Rumpfversion überzeugt "Freaks" durchweg und als Zuschauer fühlt man sich schnell mittendrin im Geschehen. Und selbst nach dem Abspann fällt es schwer, das Gesehene schnell zu verdrängen – vielmehr beschäftigt es noch lange, weckt unangenehme Gedanken und sorgt vermutlich auch für den ein oder anderen Alptraum.
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