Dienstag, 27. März 2018

Meuterei auf der Bounty – Eine filmische Naturgewalt

© Warner Bros.
Meuterei auf der Bounty von 1962 ist die erste Farbverfilmung der Ereignisse auf der HMS Bounty, auf der es im Jahr 1789 zur weltberühmten Meuterei kam. Das rund dreistündige Historien-Abenteuer ist der letzte Kinofilm von Lewis Milestone, der unter anderem 1930 die erste Adaption von Erich Maria Remarques Anti-Kriegs-Klassiker Im Westen nichts Neues inszenierte, wofür er dann auch völlig verdient mit dem Oscar als bester Regisseur ausgezeichnet wurde (die Trophäe für den besten Films gab es noch obendrauf). Und der 1980 verstorbene US-Amerikaner präsentiert uns gleich zwei Naturgewalten: Zum einen den unbändigen Ozean, den die Besatzung des Dreimasters zu bezwingen versucht, zum anderen Marlon Brando.

Lichtgestalt Marlon Brando

Schon 1951 übertrug der 1924 geborene Schauspieler in der Tennesse-Williams-Verfilmung Endstation Sehnsucht von Elia Kazan (Jenseits von Eden) die literarische Figur des polnischen Einwanderers Stanley Kowalski zu gleichen Teilen charismatisch und beängstigend impulsiv auf die Leinwand. Viele Jahre später pferchte er in Apocalypse Now (1979) – nun aufgedunsen und kahlgeschoren – die gesamte Manie der Menschheit in seinen Kurzauftritt als abtrünniger und zum Herrscher über sein eigenes zwielichtiges Dschungel-Reich aufgestiegenen Colonel Kurtz. Einen weiteren und oft unterschätzten Höhepunkt in seinem Schaffen brachte Marlon Brando 1962 in Meuterei auf der Bounty auf deren wankende Schiffsplanken.
© Warner Bros.

Ganz egal, wie verachtenswert Trevor Howard (Der dritte Mann) als sadistischer Captain Bligh über das Deck marschiert und seine Untergebenen unter brennender Sonne auspeitschen lässt; ganz egal, wie prächtig und farbenfroh die Leinwand erstrahlt, wenn die Bounty über den blauen Ozean schippert; ganz egal, wie stark die Sehnsucht nach exotischer und vom Mensch noch nahezu unberührter Natur anschwillt, wenn die Crew zum ersten Mal von den Einwohnern des Karibik-Paradieses Haiti empfangen wird – Brando reißt den Film an sich, ist als ebenso sympathischer wie hartgesottener Erster Offizier Fletcher Christian Lichtgestalt und Identifikationsfigur, ohne dabei seinen Schauspielkollegen (zu denen unter anderem auch "der erste" Professor Dumbledore Richard Harris gehört) den Platz zur Entfaltung zu nehmen.
© Warner Bros.

Oh Glorious Technicolor!

Doch natürlich gibt es neben Marlon Brando noch viele weitere Gründe dafür, dass der epische Historienfilm auch heute noch so beeindruckt. Zum Beispiel seine opulente Pracht: Technicolor, das Farbfilm-Herstellungsverfahren, welches das gleichnamige Unternehmen in den 1910er Jahren entwickelte und das den gesättigten Farbstil der Hollywood-Filme bis in die späten 1960er hinein prägte, war die perfekte Arbeitsgrundlage für Regisseur Milestone und seinen Kameramann Robert Surtees (erhielt dreimal den Kamera-Oscar, unter anderem 1959 für Ben Hur). Auch die 1935er Verfilmung von Meuterei auf der Bounty mit Legende Clark Gable als Fletcher Christian sowie Die Bounty von 1984 mit dem jungen Mel Gibson in dieser Rolle und Anthony Hopkins als herrschsüchtiger Kapitän Bligh sind bildgewaltig, halten dem Vergleich mit Surtees' prunkvollen und farbenprächtigen Bildern dennoch in keiner Sekunde stand.
© Warner Bros.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen